Dienstag, 9. November 2010

Ich, Bordeaux und der Wein

Weil Ivo und Ich ein Weingeschenk des Vermieters zu einem feinen Abendessen verputzt haben will ich euch ein bischen was zum Wein erzählen.
Hier ein Foto der Flasche. Preis ca. 65-80 Euro.

All mein Wissen bezieht sich nur auf rote Weine.
Stell dir vor du stehst im hiesigen Supermarkt vor dem Weinregal. Vor dir stehen ca.. 70-80 verschiedene Rotweine aus Bordeaux. Deine erste Entscheidung sollte folgende sein:
Wieviel Euro muss ich investieren ?
Generell gibt es schon für 4Euro gut schmeckende Weine. Ab 15 Euro sollte man schon wissen was das Etikett jetzt genau sagt. Daher die folgende Hilfestellung

Welcher Jahrgang ist empfehlenswert ?
Wer mehr als 50 Euro investiert muss den Jahrgang nicht so achten da die „Grand Cru-Weine“ immer wetterunabhängiger werden. Die Erzeugermenge sinkt,die Selektion steigt und der Wein ist somit universal edel.

Für den kleinen Geldbeutel gilt: 01,03,05,09 sind absolute Spitzenjahrgänge.

Aus welchem Anbaugebiet rund um Bdx soll mein Wein sein ?
Auswahl z.B.: Saint-Émilion, Médoc, Graves, Pomerol, Sauternes

Welchen man wählt sollte man per Probe entscheiden. Oder eben jedes Mal wenn man einen roten Wein in die Hand bekommt kurz abhaken aus welcher Region der jetzt ist und danach nicht nur besoffen sein sondern auch noch wissen ob das jetzt ein stilvolles Fläschchen war.

Was genau sagt mir das Etikett ?
Das der Wein von einem Chateau ist und auch dort abgefüllt wurde. Und in welchem Jahr das ganze passiert ist. Das steht aber bei allen drauf. Also weiter:
Jetzt wird die Anbauregion interessant! Je nach Gebiet schmeckt der Wein süßer, kräftiger usw.
Napoléon III ließ 1855 zur Pariser Weltausstellung die Weine rund um Bdx klassifizieren.
Dieses Klassement heißt „Grand Cru Classé“ und wird nochmals mit 1,2,3,4,5  (bzw. nur 1,2) unterteilt. Das ganze gilt noch heute. Es ist somit etwas veraltet aber die Franzosen betrachten das Klassement als heilig und verbieten sich jegliche Änderung.
Diese Einteilung gilt für Médoc und Sauternes.
Saint-Émilion hat seine eigene Einteilung. Am besten vorher nach der jeweiligen Einteilung erkundigen und nachsehen ob das Schloss von dem man kaufen will im Ranking auftaucht.

Ein Wein aus der Grand-Cru Sektion von Sauternes (Château d’Yquem) aus dem Jahr 2009 kostet 1000 Euro aufwärts. Nicht eine bestimmte Flasche sondern die gesamte Ernte.
Ähnlich hoch werden die Weine von Chateau Château Lafite-Rothschild, Château Haut-Brion oder Château Pétrus gehandelt.
Grund ist hier natürlich die Güte des Weines, mehr jedoch die Eigenschaft das reiche Araber und noch viel mehr neureiche Chinesen mit dem Wein prahlen wollen und bereit sind jeden Preis zu bezahlen nur um „den besten Wein Frankreichs“ in ihrer Sammlung zu haben.

Der beste und einfachste Weg einen guten Bordeaux-Rotwein zu erhalten:
Schließe Freundschaft mit einem Weinhändler in deiner Stadt. Oder dem Distributeur für diverse Hotels. Dieser kommt um 30-50% günstiger als wir an die Spitzenweine und wird aufgrund seines Wissens und seiner Beziehungen jedem Supermarktwein in Sachen Preis und Qualität IMMER überlegen sein.
Auch ein Weg, ein bischen anstrengender:
Bereise eines der Anbaugebiete und bleibe einige Tage.
Nehme an einer Weintour/Verköstigung teil. Das jeweilige Chateau macht das bereits 200 Jahre. Die wissen somit was Sie euch verkaufen. Der Preis ist meist lediglich symbolisch und deckt in keiner Weise den Wert der verköstigten Weine ab.

Meine Ausführungen zu dem Klassement sind nur theoretisch wertvoll: Von 60 Weinen im Supermarkt sind maximal 2 Weine in diesem vertreten! Einmal im Klassement ist die Nachfrage gegeben und der Erzeuger unterwirft sich nicht mehr dem Preisdiktat eines Supermarktmanagers. Oder aber du bekommst 04,06,08 Weine mit großem Namen der den schwachem Jahrgang überstrahlen soll.
Viel Erfolg!

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