Dienstag, 26. Oktober 2010

Studieren in Bordeaux

Vorneweg: Das ist natürlich mein subjektiver Eindruck der hier aufs Papier kommt.

Die Unimitarbeiter sind, wie alle Franzosen hier, super freundlich und höflich.
Auch die Kommilitonen helfen einem sofort wenn man sich als hilfloser Allemand zu erkennen gibt :)
Der Campus ist sehr unschön, vermittelt mir aber trotzdem eine Wohlfühlathmosphäre.
Das liegt vielleicht am café den wir obligatorisch mit uns rumtragen, oder aber auch daran, dass es einfach schön ist die Füße hochzulegen und den anderen beim studieren zuzusehen.
Auf dem Hauptflur ist es wie auf einem Basar. Hunderte Studenten drängen sich in verschiedene Richtungen,
mit dabei immer einige echt superhübsche Französinnen.
Wenn man die Sprache nicht so versteht ist man für solche Eindrücke umso empfänglicher.

Wenn ein Erasmusstudent bei uns in Darmstadt in der Vorlesung sitzt hat er 3
Hilfestellungen
:
Das Buch das der Prof als Grundlage für sein Script benutzt,
das Script der jeweiligen Vorlesung sowie Übungen und Hilfestellungen die
vorherige Semester im Internet deponiert haben.

Hier in der Vorlesung gibt es diese 3 Hilfestellungen nicht.
Es wird vom Prof diktiert und der Student schreibt fleißig mit. Somit hat jeder sein persönliches Script.
Viele Wörter werden abgekürzt, das Tempo ist abartig und für uns Erasmusstudenten unschaffbar.
Anwesenheit ist trotzdem sinnvoll, denn es werden Kopien ausgeteilt, fast in jeder Vorlesung.
Unsere Möglichkeit: Sich mit den Kommilitonen anfreunden und bei Zeiten nach deren Mitschrieb fragen.
So haben es Generationen vor mir auch gemacht.

Es gab einen Pflichtkurs "Cours francais" der anfangs intensiv- mittlerweile nur noch
elementar ist. Der Prof ist symphatisch und freundlich, gleichzeitig aber nur begrenzt fördernd.
Er zeigt uns einschlägige Internetseiten auf denen wir Französisch lernen könnten,
wir lesen gemeinsam Zeitung oder surfen die großen Zeitungsseiten ab.
Das ist immer sehr lustig. Er sagt "lest artikel 7, bei Fragen melden". Viele Tastaturen klappern, die
Täter sind dann in Facebook am chatten. Irgendwann heißt es "on arrete ici, maintenant..." doch es
klappert unverfroren weiter :)
Gerade die Ansage des Profs er verstehe es wenn wir nicht kommen,
 wir hätten schließlich sicher Vorlesungen, hat die Teilnehmerzahlen drastisch sinken lassen.

Am schnellsten verbessert sich mein Französisch beim Sport, dicht gefolgt von den Gesprächen mit
meinen Mitbewohnerinnen
.
Meinem ursprünglichen Plan Fanzösisch auch schriftlich zu beherrschen steht das Schlagwort "Erasmus"
unüberwindbar im Wege.

Sehr interessant noch folgendes: Als ich gestern der Kayak-Clique (~franz. Teammitglieder) erklärte wie eine Vorlesung in Darmstadt läuft war die einhellige Meinung folgende:
Das ist gar nichts für uns! Wir haben in unseren Professoren ein Idol, eine Vaterfigur, wir sprechen diese an, werden erkannt und stehen in einem Verhältnis zueinander.
Wenn alles im Internet verfügbar ist fehlt das Gefühl "Student zu sein". Das wär nichts für uns.

Nicht das unsere Bachelorstudiengänge "typisch deutsch" wären, aber diese Haltung zu selbigen ist 100% französisch. J'aime la France!

1 Kommentar:

  1. Hallo Michael,

    bin gerade im Netz über Deinen Blog gestolpert und spreche Dich spontan an. Wir haben - gemeinsam mit der franz. Zentrale für Tourismus - den Blog: www.DeinFrankreich.de gestartet. Hier berichten Studenten aus diversen Städten in Frankreich aus diesen und geben Infos und Tipps. Wir suchen dringend für Bordeaux deutschsprachige Kandidaten, die Lust haben (so wie Du hier in Deinem Blog) auf www.DeinFrankreich.de und www.facebook.com/DeinFrankreich.de ihre Erfahrungen, News, Erlebnisse und Tipps zu posten.

    Hättest Du Lust, oder könntest Du dich bei den anderen Ersamus-Studenten einmal umhören, wer vielleicht Lust hätte mitzumachen.

    Liebe Grüße aus Hamburg
    Peter Cramer

    cramer@brotvndspiele.de
    www.brotvndspiele.de

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